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Die kleine Brücke
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Die kleine Bogenbrücke aus schlichtem, nacktem, grauem Beton wölbt sich und bereitet Ihnen den Weg weiter Richtung Wasserpavillon.
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Diese Schlichtheit, das fast schon Unfertige und Provisorische, ist so gewollt, denn die Brücke soll Sie, liebe Besucherinnen und Besucher, im wahrsten Sinne des Wortes dem Dao- bzw. Taoismus näherbringen.
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Denn nicht die großen Werke, die Anhäufung von Macht, Reichtum und Wissen oder strenge Befolgung von Geboten und Einübung von Tugenden führt die Menschen in Glückseligkeit.
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Vielmehr ist es laut dem Taoismus das Nicht-Tun (auch wu-wei genannt).
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Es ist die Befreiung von Wünschen und Begierden durch eine passive Angleichung an die Natur, was die Menschen Vollkommenheit begreifen lässt.
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Diese kleine, schlichte, ja fast schon hässliche Brücke verweist in der Poesie des Chinesischen Gartens auf die beiden prägendsten chinesischen Lehren hin.
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Der magische Dao- bzw. Taoismus sowie der rationalistische Konfuzianismus.
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Beide sind Ausdrucksformen des chinesischen Universalismus, also die geistige Grundlage der chinesischen Anschauung über Weltbild, Ethik, Staatswesen und Wissenschaften.
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Später als der Dao- bzw. Taoismus und der Konfuzianismus kam der Buddhismus hinzu.
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Im sogenannten chinesischen Volksglauben sind seit über 2000 Jahren Elemente dieser drei Lehren zu einer Art Volksreligion verschmolzen.